Die Stadtbücherei und die Stadtverwaltung Espelkamp laden am 8. Dezember 2025 um 19:00 Uhr zu einer besonderen Lesung mit anschließender Diskussion in das Bürgerhaus Espelkamp ein. Zu Gast ist die russlanddeutsche Journalistin und Autorin Ira Peter mit Ihrem Buch: „Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen“.
In Ihrem Buch setzt sich Ira Peter mit den Vorurteilen auseinander, die über russlanddeutsche (Spät-)Aussiedlerinnen und Aussiedler kursieren. Oft als homogene Gruppe wahrgenommen, gelten sie wahlweise als besonders konservativ, politisch rechts orientiert oder untrennbar mit der russischen Sprache und Kultur verbunden. Doch was steckt wirklich hinter diesen Zuschreibungen? Ira Peter eröffnet eine persönliche und gesellschaftliche Spurensuche: sie erzählt von der Scham über ihre sowjetische Migrationsgeschichte, dem Gefühl des Unerwünschtseins, sowie den Folgen einer verfehlten Integrationspolitik.
„Veranstaltungen wie diese schaffen nicht nur neue Perspektiven, sondern auch Räume für Dialog und Verständnis“, betont Jeannette Hammel, Stadtbücherei Espelkamp. „Wir freuen uns sehr, mit Ira Peter eine Stimme begrüßen zu dürfen, die historische Erfahrungen und persönliche Erlebnisse miteinander verknüpft und damit Denkanstöße für unsere Stadtgesellschaft liefert.“
Ira Peter wurde 1983 in der Sowjetrepublik Kasachstan geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Sie arbeitet als freie Journalistin unter anderem für ZEIT Online, F.A.Z., Frankfurter Rundschau und SWR Radio. Seit 2017 setzt sich die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Podcasterin (Steppenkinder) öffentlich mit russlanddeutschen Themen auseinander.
Auch aus historischer Sicht ist der Abend bedeutsam:
„Die Migrationserfahrungen der Russlanddeutschen stehen exemplarisch für viele Phasen deutscher Migrationsgeschichte“, sagt Stadtarchivar Aaron Pfaff. „Sie machen sichtbar, wie individuelle Identitätsbrüche und gesellschaftliche Veränderungen zusammenwirken und zeigen, dass Zugehörigkeit ein fortlaufender Prozess des Aushandelns und Ankommens ist.“
Gefördert wird die Veranstaltung im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Der offene und kritische Austausch über Herkunft, Zugehörigkeit und gesellschaftliche Teilhabe ist wichtig für eine lebendige Demokratie. Die Förderung dieser Veranstaltung steht exemplarisch für unser Anliegen, Begegnung und Verständigung zu stärken.“ sagt Jana Fink, Koordinatorin des Förderprogramms in Espelkamp.
Die Lesung mit anschließender Diskussion bietet die Gelegenheit, mit Ira Peter ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und Einblicke in eine oft missverstandene und vielfältige Bevölkerungsgruppe zu gewinnen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.