Das Pfarrwitwenhaus Alte Apotheke

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An der Kirche 1, 32469 Petershagen - Lahde

Infopunkt

Die Geschichte der alten Hofstätte Lahde Nr. 21 reicht bis in die Reformationszeit zurück. Mit der Abkehr von der römisch-katholischen Kirche entfiel nach und nach auch das Zölibat (Ehelosigkeit) für evangelische Pfarrer. Das Gebäude wurde vom ersten evangelischen Pfarrer Hermann Wegener für seinen Sohn erbaut. Wie Anton Gottfried Schlichthaber in seinem Buch „Mindische Kirchengeschichte“ von 1749 schrieb, hatte der Sohn wohl keine Lust zum Studieren und zog das bäuerliche Leben vor. Zur Absicherung seines Sohnes erbaute Hermann Wegener das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Pfarrhaus. An der Giebelseite befand sich ein Spruchbalken mit dem lateinischen Satz: „Elige potius justam paupertatem quam iniustas divitias. Si Deus nobis, quis contra nos.“ Übersetzt: „Wähle lieber ehrliche Armut als unehrlichen Reichtum. Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein.“ Dieser Balken kam erst beim Abriss des Gebäudes wieder zum Vorschein.
Um 1733 wurde das mittlerweile verkaufte Gebäude als Pfarrwitwenhaus genutzt. Vermutlich geht dieser Name auf das Jahr 1733 zurück. In diesem Jahr verstarb der damalige Pfarrer Anton Heinrich Helle im Alter von nur 41 Jahren. Als Nachfolger auf der Pfarrstelle kam Gottreich Erenbold Hartog nach Lahde. Die Pfarrwitwe musste daraufhin das Pfarrhaus verlassen, da es als kirchliches Eigentum dem Nachfolger vorbehalten war. Es stellte sich daher vermutlich die Frage, wo die Witwe unterkommen konnte. Da sich zu der Zeit wohl gerade auf der Stätte Nr. 21 die Gelegenheit bot, eine kleine Wohnung zu beziehen, blieb die Witwe in unmittelbarer Nähe. Fortan trug das Gebäude den Beiname „Pfarrwitwen-Haus“.
Ab 1852 zog der Apothekerberuf in die Stätte ein, wobei der Besitzer mehrfach wechselte. Im Jahr 1912 kaufte Wilhelm Stackmann die Apotheke und betrieb sie 17 Jahre lang, ehe er sich zur Ruhe setzte. Ab 1937 übernahm sein Sohn Ludwig Stackmann die Apotheke. Bereits drei Jahre später zog Ludwig mit der Apotheke in das Nachbargebäude, das ehemalige Kantorhaus, um. Damit endete eine 95-jährige Apothekergeschichte auf der Stätte Nr. 21, und fortan trug das Gebäude den Beinamen „Alte Apotheke“.
Zahlreiche technische Errungenschaften prägten ebenfalls das Geschäftsleben in dem Gebäude. Neben der Postexpedition als Vorläufer des Postamtes wurden hier auch der erste Telegrafenbetrieb und das erste Telefon in Lahde in Betrieb genommen.
Im Jahr 1972 wurde das Gebäude schließlich abgerissen, da es unmittelbar am Straßenrand stand und eine Gefahrenstelle für den zunehmenden Ortsverkehr darstellte. Damit endete ein bemerkenswertes Kapitel Lahder Geschichte. Übrig geblieben ist nur der alte Balken, mit dem einst Hermann Wegener seinem Sohn moralisch den Weg geebnet hatte.

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