Ainu Gesänge
Die Ainu sind die indigenen Bewohner Nordjapans, die ursprünglich als Jäger- und Sammlergruppen auf Hokkaido, Sachalin und den Kurilen lebten und sich dort vermutlich im 12. oder 13. Jahrhundert niederließen. Der Name Ainu bedeutet in ihrer Sprache einfach „Mensch“.
Ihr Leben war geprägt von einer engen Verbundenheit mit der Natur und dem Glauben, dass alle natürlichen Dinge, Menschen, Tiere, Pflanzen und Elemente, göttliche Geister besitzen. Diese Weltanschauung äußerte sich in zahlreichen Zeremonien und Ritualen zu Ehren der Gottheiten.
Musik spielt in der Ainu-Kultur eine zentrale Rolle: Sie begleitet Arbeit, Spiel, Erzählungen und Konfliktlösung. Dabei existiert keine klare Trennung zwischen musikalischen und nicht-musikalischen Klängen: der Begriff haw („Stimme“) umfasst auch Tierlaute und Instrumente, während hum („Klang“ oder „Gefühl“) sowohl Trommelklänge als auch Naturgeräusche bezeichnen kann. Für die Ainu ist Musik ein natürlicher Ausdruck des Lebens und so selbstverständlich wie das Atmen.
Kapiw & Apappo sind die Künstlernamen zweier Ainu-Schwestern, die „Möwe“ (Kapiw) und „Blume“ (Apappo) bedeuten. Sie erlernten seit ihrer Kindheit im Ainu-Seedorf Kotan von ihrer Großmutter die Lieder ihres Volkes. Ihr Repertoire umfasst vor allem Upopo, das sind kurze, einfache Alltagslieder, die mit Spielen oder Arbeiten verbunden sind. Diese Lieder mit spiritueller Bedeutung sind oft rhythmisch und auf die jeweilige Tätigkeit abgestimmt.
Seit 2012 treten Kapiw & Apappo regelmäßig auf, sie gelten als Expertinnen für zeitgenössische Ainu-Musik im traditionellen Stil. Ohne sich als Aktivistinnen zu verstehen, bewahren sie durch die Kraft ihrer Stimmen und den Geist ihrer Ahnen die musikalische Seele der Ainu-Kultur.