Lesung mit Tobias Roth und seinem Buch "Anacharsis Cloots. Reden aus der Revolution 1790-1793."
Anacharsis Cloots, als Johann Baptist Hermann Maria Baron de Cloots 1755 in der Nähe von Kleve geboren, kann zu Recht als erster Aktivist der Menschenrechte bezeichnet werden. Kein anderer vor ihm hat die globale Bedeutung der 1789 erklärten Menschen- und Bürgerrechte, „dieses einfachen und erhabenen Monuments, in dem der Keim für die Freiheit der Welt ruht“, so bedingungslos und kompromisslos, ja zunehmend radikal vertreten wie er. Sie bilden den unverhandelbaren Kern seines Denkens. Cloots versteht sie in einer zutiefst universalen Weise: Allen Menschen aller Länder stehen sie zu, in ihnen finden alle Menschen als Individuen einen gemeinsamen Boden. „Solange es irgendwo auf der Welt noch Sklaven und Tyrannen gibt, ist auch meine Freiheit beeinträchtigt und unvollständig“, so Cloots. Der einzige legitime Souverän ist für ihn die Menschheit in ihrer grenzenlosen Gesamtheit.
Unermüdlich stritt er, der einzige Preuße, der im Verlauf der Revolution 1792 in die französische Nationalversammlung gewählt wird, während der Französischen Revolution für eine friedliche und freie Weltrepublik für jeden – wirklich jeden, unabhängig von Nation, Religion, Hautfarbe, Herkunft oder Klasse. Er hat es nicht überlebt und wurde 1794 guillotiniert.
Tobias Roth, 1985 in München geboren, ist ein literarisches Multitalent. Er ist Lyriker, Übersetzer, Herausgeber und Mitbegründer des Verlages Das Kulturelle Gedächtnis. Für seine Lyrik erhielt er den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis. Er übersetzt aus dem Lateinischen, dem Italienischen (u.a. das monumentale Werk Welt der Renaissance) und dem Französischen. Die Reden von Anacharsis Cloots hat er erstmals ins Deutsche übersetzt, herausgegeben und mit einem Vorwort versehen.